Während des Urlaubs verzichte ich gerne auf das Auto. Wo es möglich ist, lasse ich es stehen und steige auf das Fahrrad um oder gehe Strecken zu Fuß. Das nimmt automatisch Tempo raus und mit der Zeit entwickelt sich eine neue Freude an der Langsamkeit. Der entschleunigte Rhythmus hilft mir, mich zu besinnen, bei mir selbst zu sein und meine Umgebung in aller Ruhe wahrzunehmen. Meine innere Uhr darf endlich wieder ticken, wie sie es möchte. Ganz neu merke ich: Eile und Hektik vertreibt meinen inneren Frieden, Langsamkeit und Geduld, zieht das Leben an und ist eine Form der Liebe – unbedingt auch mir selbst gegenüber.
Und auch beim Stimm- und Sprechcoaching erlebe ich es immer wieder: für eine deutliche Aussprache und ein besseres Verständnis des Gesagten hilft es meinen Klienten meist schon im ersten Schritt, mit ihnen zusammen am Sprechtempo zu arbeiten. Die meisten Menschen sprechen viel zu schnell! Sie reden so, wie sie auch im Alltag unterwegs sind: eilig, ungeduldig, nicht im Moment, sondern innerlich schon beim nächsten Punkt. Wir üben im Unterricht gemeinsam einen neuen Rhythmus ein und wechseln dabei von der Überholspur (mit Dauerblinker) immer mehr nach rechts – bis, naja, bis fast auf den Standstreifen. Dann, wenn es ungewohnt und seltsam klingt für den Sprechenden – dann ist er meist genau im richtigen Tempo angekommen.
Wie wäre es, wenn du auf deiner Autobahn in Richtung Urlaub schon mal zum Üben öfter auf der rechten Spur fährst und das Auto, am Ziel angekommen, einfach ein paar Tage stehen lässt?
Heute möchte ich dich ermutigen, langsamer zu werden. Auch wenn es dir seltsam vorkommt. Nimm Tempo raus. Beim Sprechen. In deiner freien Zeit. Im Alltag. Unter Druck. Immer!
Foto: unsplash | Marianna Lutkova